Mit dem Mehraugenprinzip zu einer besseren Übersetzungsqualität – ein Balanceakt

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Der Mensch ist weder perfekt noch von Natur aus ein einsames Wesen. Seit Anbeginn der Zeit haben wir Fehler gemacht und sind Gefahren zum Opfer gefallen – vor allem, wenn wir allein unterwegs waren. Auch bei Sprachdienstleistungen spielt das Zusammenspiel zwischen Linguisten eine zentrale Rolle. Durch das Überprüfen und Überarbeiten einer Übersetzung im Sinne des Mehraugenprinzips erfolgt eine qualitätsorientierte Optimierung der Zieltexte. Doch wie viele Augen werden benötigt? Es ist wichtig, die richtige Balance zu finden, damit nicht zu viele oder zu wenige Personen in den Prozess einbezogen werden. In diesem Blogbeitrag erfahren Sie mehr darüber, wie dieses Gleichgewicht gefunden werden kann.

Inhaltsverzeichnis:

»  Ursprung und Bedeutung des Mehraugenprinzips

»  Anwendung des Mehraugenprinzips bei Übersetzungen

»  Die richtige Balance zwischen zu viel und zu wenig Überprüfung finden

»  Vor- und Nachteile des Mehraugenprinzips

»  Fazit

Ursprung und Bedeutung des Mehraugenprinzips

Das Vieraugenprinzip, die «Zwei-Mann-Regel» oder «Zwei-Personen-Regel» ist einer der am häufigsten genutzten Kontrollmechanismen in jeglichen Bereichen. Entstanden ist die qualitätsprozessorientierte Methode in der Rechts- und Finanzwelt, um die Genauigkeit, Professionalität und Betrugsfreiheit von datenintensiven Unternehmen zu gewährleisten. Der Europäische Rat definiert das Prinzip als «Erfordernis, dass zwei Personen einer Massnahme zustimmen müssen, bevor sie durchgeführt werden kann.»

Essenziell ist, dass die Kontrolle nicht von derselben Arbeitskraft durchgeführt wird, die die zu prüfende Aufgabe erledigt hat, und dass die beiden nicht voneinander abhängig sind. Zudem ist entscheidend, dass die prüfende Person fachlich kompetent ist. Für den Übersetzungsbereich ist das Mehraugenprinzip besonders relevant: Kommunikation ist ein weites Feld. Ob im gesprochenen oder geschriebenen Wort, jeder Mensch interpretiert Inhalte auf seine Weise. Bei der Übersetzung von Texten kommt es auf den Zusammenhang, aber eben auch auf eine gewisse Gewichtung an. Grundsätzlich sollte jede Übersetzung zusätzlich überprüft werden.

Anwendung des Mehraugenprinzips bei Übersetzungen

Das Mehraugenprinzip lässt sich auf verschiedene Arten umsetzen. Die nachfolgenden Varianten werden dabei am häufigsten in einer professionellen Lokalisierungsumgebung eingesetzt:

  • Standardüberprüfung: Ein zweiter Linguist überprüft die Übersetzung und nimmt entweder direkt die Überarbeitung vor oder leitet sein Feedback an den Übersetzer weiter.
  • Programm zur Qualitätssicherung der Sprachen: Dritte Parteien werden damit beauftragt, regelmässige Qualitätsprüfungen von Übersetzungen sowie Prozessoptimierungen durchzuführen.
  • Kontextbezogene Überprüfung: Die sprachliche Überprüfung erfolgt mit Kontextinformationen (In-App, Screenshots etc.), welche zusätzlich bereitgestellt werden.
  • Benutzer-/Falltests: Funktion und Design werden anhand klarer Anweisungen geprüft, um potenzielle sprachliche Probleme aufzudecken.
  • Automatisierte Qualitätssicherung: Fehler werden mithilfe von Tools erkannt und anschliessend von einem Linguisten bearbeitet.
  • Kreative Überprüfungen: Es erfolgt eine subjektive Überprüfung von kreativen, flüssigen Marketingübersetzungen.

Die richtige Balance zwischen zu viel und zu wenig Überprüfung finden

Entscheidend für eine erfolgreiche Anwendung des Mehraugenprinzips ist insbesondere das Finden des Gleichgewichts zwischen der Beteiligung von zu vielen und zu wenigen Personen. Dass Übersetzungen geprüft werden sollten, steht in der professionellen Übersetzungsbranche ausser Frage. Ebenso, dass professionelle Sprachdienstleister offen für Rückmeldungen der Kunden sind, die ihr Produkt in- und auswendig kennen. Zu viele Überprüfungen können jedoch auch problematisch werden. Die Erfahrung zeigt: Je mehr Augen hinzugezogen werden, desto grösser ist die Gefahr, dass der Qualitätsfokus aufgrund der oft unterschiedlichen subjektiven Ansichten verloren geht. Im Folgenden sind einige Empfehlungen aufgelistet, die bei der Anwendung des Mehraugenprinzips beachtet werden sollten.

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Qualität der Ressourcen:
Stellen Sie sicher, dass nur professionelle Linguisten, welche die natürliche Sprachmechanik, Syntax und Grammatik verstehen, eingesetzt werden.

Automatisierung der Prozesse:
Integrieren Sie die Überprüfung in die bestehenden Übersetzungsworkflows, damit Verzögerungen im Lokalisierungsprozess verhindert werden können.

Schaffung gleicher Voraussetzungen:
Stellen Sie sicher, dass sämtliche beteiligte Personen über die gleichen Auftragsinformationen verfügen (Referenzmaterialien, Quelltexte, Glossardatensätze etc.).

Verifikation von Beanstandungen:
Vermeiden Sie eine voreilige Beanstandung bei negativem Feedback des Prüfers und analysieren Sie zuerst die Kritik an der Übersetzung.

Weiterentwicklung der Übersetzer:
Analysieren Sie die Korrekturen, um Trends und zentrale Erkenntnisse zur Verbesserung der Übersetzungsqualität abzuleiten.

Nachhaltige Problemlösung:
Versuchen Sie, eine konstant schlechte Übersetzungsqualität nicht durch zusätzliche Überprüfungen zu verbessern, sondern optimieren Sie die Übersetzung nachhaltig.

Weiterentwicklung der Prüfer:
Verifizieren Sie die Korrekturen durch einen unabhängigen Linguisten, um Erkenntnisse zur Weiterentwicklung des eingesetzten Prüfers abzuleiten.

Berücksichtigung der Erfahrung:
Seien Sie vorsichtig im Umgang mit willkürlichem Feedback von Prüfern, welche über keine professionelle linguistische Erfahrung verfügen.

Vor- und Nachteile des Mehraugenprinzips

Die zusätzliche Kontrolle übersetzter Inhalte erscheint vielen Unternehmen als unnötige Investition. Aber: Laut Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Nimdzi wirkt sich die verbesserte Übersetzungsqualität längerfristig erhebliche auf die Markenbekanntheit, die Markterschliessung und die Reputation eines Unternehmens aus. Um jedoch von den Vorteilen profitieren zu können, sollten auch die potenziellen Nachteile des Mehraugenprinzips bekannt sein – um diese durch eine gut durchdachte Strategie umgehen zu können.

Vorteile

  • Es deckt blinde Flecken ab und minimiert menschliche Fehler.
  • Es reduziert die kundenseitigen Überprüfungsaufwände.
  • Es ermöglicht einen umfassenden Blick auf die Übersetzungsqualität aus unterschiedlichen Perspektiven (sprachlich, kulturell, kontextbezogen, nutzungsbezogen etc.).


Nachteile

  • Es erhöht die Einkaufskosten (nicht aber die Gesamtkosten).
  • Bei fehlerhafter Implementierung (z. B. zu viele Augen involviert, keine Prozessautomatisierung) macht es den Überprüfungsprozess ineffizient und zeitaufwendig.
  • Es erhöht die Anforderungen an die involvierten Personen (z. B. linguistische Fähigkeiten), um einen reibungslosen Prozess sicherzustellen können.

Fazit

Die Balance zu halten, ist im Übersetzungsprozess entscheidend. Da die Vorteile des Mehraugenprinzips überwiegen, sollten Unternehmen hier nicht auf zusätzliche Kosten, sondern auf den enormen zusätzlichen Nutzen schauen. Professionelle Übersetzungsagenturen entwickeln gemeinsam mit ihren Kunden eine Strategie zur Erreichung einer konstant hohen Sprachqualität. In verschiedenen Übersetzungsworkflows werden hierzu die notwendigen Qualitätsparameter definiert, wozu ebenfalls die Ausprägung des Mehraugenprinzips gehört. Durch eine hohe Prozessautomatisierung ist sichergestellt, dass auch bei einer gleichzeitigen Übersetzung im Mehraugenprinzip in mehrere Sprachen die richtigen Ressourcen am richtigen Ort im Einsatz sind. Gerne stehen wir Ihnen zur Verfügung, wenn Sie mehr über die Möglichkeiten des Mehraugenprinzips bei Übersetzungen erfahren möchten.

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