Mit besserer Lokalisierungsreife zu mehr Wettbewerbsfähigkeit

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Professionelle Lokalisierung hat sich für viele Unternehmen zu einem strategischen Wettbewerbsvorteil entwickelt. Trotzdem gibt es immer noch sehr viele Firmen, die diesen Aspekt kaum oder gar nicht beachten. Reifegradmodelle helfen dabei, die bisherige Lokalisierung eines Unternehmens zu evaluieren. Zudem können sie dazu beitragen, dass diese Belange in den eigenen Reihen mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten.

Im Folgenden erläutern wir, welche Reifegradmodelle in der Lokalisierungsbranche gängig sind, wie sich mit dem Modell von 24translate schnell und einfach der Reifegrad von Lokalisierungsprogrammen bestimmen lässt und wie darauf aufbauend die globale Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen verbessert werden kann. 

Inhaltsverzeichnis:

»  Was bedeutet Lokalisierung?

»  LMM und GMM

»  Das Lokalisierungsreifegrad-Modell von 24translate

»  Fazit

Was bedeutet Lokalisierung?

Die Begriffe Lokalisierung (abgekürzt «L10n») und Übersetzung werden häufig gleichgesetzt, doch sie bezeichnen unterschiedliche Prozesse. Lokalisierung ist umfassender: Sie beinhaltet die Übersetzung eines Texts von der Ausgangs- in die Zielsprache und umfasst darüber hinaus auch kulturspezifische Anpassungen an den Zielmarkt. 

Dabei werden anstelle wörtlicher Übersetzungen zum Beispiel lokale sprachliche Äquivalente verwendet. Ein alltäglicher Fall sind Anpassungen von Redewendungen, doch auch die zielmarktspezifische Änderung von Produktnamen fällt in diesen Bereich. Diese kann zum Beispiel angebracht sein, wenn ein ursprünglicher Produktname auf dem Zielmarkt unerwünschte Assoziationen auslösen würde oder wenn es ihn vor Ort bereits gibt. Auch regionale Layoutgepflogenheiten werden dabei berücksichtigt und Symbole sowie Grafiken für die Kultur des Zielmarkts adaptiert. 

Für professionelle Sprachdienstleister ist selbstverständlich, dass Übersetzungen immer auch die Anforderungen der Zielsprachenkultur erfüllen müssen.

LMM und GMM

Beim «Localization Maturity Model» (LMM) handelt es sich um das am weitesten verbreitete Modell zur Bestimmung des Lokalisierungsreifegrads von Unternehmen. Es wurde vom Marktforschungsunternehmen CSA Research entwickelt und basiert auf dem «Capability Maturity Model» (CMM), das 1991 vom US-Verteidigungsministerium veröffentlicht wurde und ursprünglich zur Bewertung der Reife von Softwareprozessen gedacht war. 
Die dritte Version des LMM fusst auf Daten und Erkenntnissen von 90 global operierenden Unternehmen aus 15 Ländern und definiert die folgenden fünf Lokalisierungsreifegrade:

1. Reaktiv
Auf dieser Stufe sind die Lokalisierungsprozesse unvorhersehbar und schlecht kontrolliert. Es gibt allenfalls eine schwach ausgeprägte oder gar keine Lokalisierungsstrategie bzw. Definition der Arbeitsabläufe. Wenn Massnahmen ergriffen werden, geschieht dies immer improvisiert und ad hoc. Ausserdem gibt es auf dieser Stufe keine geeigneten Tools, und die Projekte werden nicht dokumentiert.

2. Repetitiv
Diese Stufe ist durch Wiederholbarkeit gekennzeichnet. Einige Lokalisierungsprozesse sind systematisiert, auch wenn sie teilweise noch reaktiv ablaufen. Es sind einige Technologien vorhanden und es existiert eine gewisse Automatisierung. Zudem ist zwar einiges an Planung, aber keine Strategie zu erkennen. Die meisten Unternehmen fallen in diese Kategorie.

3. Gemanagt
Unternehmen mit diesem Reifegrad haben ein gesundes Mass an Planung erreicht. Ihre Lokalisierungsprozesse sind standardisiert, proaktiv, teilweise automatisiert und messbar. Diese Unternehmen verfügen über eine solide Lokalisierungsstrategie und verlassen sich auf Tools, die bei der Koordination der Prozesse unterstützen. Hier wird die Lokalisierung aktiv gemanagt.

4. Optimiert
Die optimierte Stufe bedeutet, dass eine umfassende Planung und eine Systematik für die Lokalisierungsprozesse vorhanden sind, die auf Unternehmensebene zudem konsequent gemessen und befolgt werden. Eine fortschrittliche Technologieinfrastruktur begünstigt dabei einen hohen Automatisierungsgrad. Die Lokalisierung wird als Kerngeschäftsbereich verstanden und ist in die Unternehmensprozesse integriert.

5. Transparent
Der bestmögliche Reifegrad ist erreicht, wenn alle Arbeitsabläufe dokumentiert, nachvollziehbar, messbar sowie stark automatisiert sind und kontinuierlich optimiert werden, sofern sich Änderungen ergeben. Die Lokalisierung ist vollständig in die strategischen Entscheidungen des Unternehmens integriert und konzentriert sich darauf, die gesamte Globalisierungsinfrastruktur des Unternehmens zu verbessern.

Das «Globalization Maturity Model» (GMM) baut auf der gleichen Logik wie das LMM auf, richtet den Fokus jedoch noch stärker auf die Globalisierungsprozesse eines Unternehmens. Mit dem GMM Assessment Tool kann die Globalisierungsfähigkeit eines Unternehmens für 21 Kategorien gemessen bzw. im Verhältnis zu derjenigen von vergleichbaren Unternehmen eingeordnet werden, woraus sich dann auch Optimierungsmassnahmen ableiten lassen.

Das Lokalisierungsreifegrad-Modell von 24translate

Das LMM und das GMM ermöglichen eine umfassende, standardisierte Bewertung des Lokalisierungs- bzw. Globalisierungsreifegrads eines Unternehmens. In der Anwendung hat sich jedoch herausgestellt, dass nicht alle Reifegradkriterien des LMM und des GMM gleichermassen wichtig sind. Zudem gibt es Aspekte, die in beiden Modellen nicht vollständig berücksichtigt sind. Damit der Lokalisierungsreifegrad eines Unternehmens oder einer Unternehmenseinheit auch bei verhältnismässig knappen Ressourcen relativ schnell anhand der relevantesten Kriterien bestimmt werden kann, hat 24translate das folgende praxisorientierte Modell entwickelt.

Das Modell von 24translate deckt sechs Reifegradkategorien ab: Mindset, Strategie, Ressourceneinsatz, Prozessabwicklung, Qualitätssicherung und Fehlerkultur. Bewertet werden diese anhand von drei Reifegradstufen: tief, durchschnittlich und hoch. Je besser der Reifegrad in den einzelnen Kategorien ist, desto stärker ist auch die Wettbewerbsfähigkeit des betreffenden Unternehmens, was sich in Erfolgen auf dem jeweiligen Zielmarkt niederschlägt. Das Modell lässt sich wie folgt veranschaulichen:

Das Lokalisierungsreifegrad-Modell von 24translate

Mindset

Die globale Ausrichtung eines Unternehmens hängt im Wesentlichen davon ab, mit welchem Mindset es auf andere Menschen und Unternehmen zugeht und Mehrwerte für sie schafft. 

Ein nationales Mindset ist stark durch die Kultur des Landes geprägt, aus dem das Unternehmen ursprünglich stammt oder in dem strategisch wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die Kulturen einzelner Länder mit strategisch wichtigen Grosskunden des Unternehmens können ebenfalls einen Einfluss auf diese Denkweise haben. 

Bei einem internationalen Mindset prägen mehrere Länder und Kulturen das Vorgehen, wobei der Fokus in der Regel auf die strategisch wichtigsten Absatzmärkte gerichtet wird. Das kulturelle Verständnis und die Anzahl der Sprachen, in denen ein Unternehmen kommuniziert, werden hierbei merklich umfangreicher. 

Das Vorgehen von Unternehmen mit einem globalen Mindset wird von sämtlichen Kulturen beeinflusst, mit denen das Unternehmen interagiert. Diese Denkweise umfasst ein Bewusstsein dafür, dass ein Auftritt auf der globalen Bühne nur dann erfolgreich sein wird, wenn er mehrsprachig und unter Berücksichtigung der unterschiedlichsten kulturellen Feinheiten geschieht. 

Strategie

Die Lokalisierungsstrategie eines Unternehmens definiert, welche Marketinginformationen in welchen Sprachen, mit welchen Medien und in welcher Tonalität gegenüber den Zielgruppen kommuniziert werden, die unterschiedlichen Kulturen angehören. 

Bei einer situativen Strategie fokussieren sich sämtliche Lokalisierungsaktivitäten auf aktuelle Geschäftschancen und die individuelle Einschätzung derer, die daran mitarbeiten. Dabei wird stets situationsabhängig entschieden, ob und ggf. in welchem Umfang welche Materialien übersetzt werden sollen. 

Budgetorientierte Strategien sind weitaus strukturierter. Sie basieren auf vorgängig festgelegten finanziellen Rahmenbedingungen für die Lokalisierung. Übersetzungen werden primär aus der Kostenperspektive betrachtet und erfolgen nach einem verhältnismässig strikten Plan mit wenig Spielraum für zusätzliche Investitionen. 

Wachstumsorientierte Strategien basieren auf der Überzeugung, dass sich der Profit eines Unternehmens massgeblich mit der Lokalisierung von Marketinginhalten steigern lässt. Übersetzungen werden dabei als Investition betrachtet, wobei auch finanzielle Freiräume für situative, agile Lokalisierungsentscheidungen gegeben sind.

Ressourceneinsatz

Über die Art und Weise, wie unternehmensinterne Ressourcen für die Lokalisierung eingesetzt werden, definieren sich die Skalierbarkeit und Nachhaltigkeit – mit anderen Worten: der Erfolg von Lokalisierungsprojekten. 

Bei einem ausführenden Ressourceneinsatz werden die eigentlichen Lokalisierungsaktivitäten oft intern erledigt, sei es anhand eigenständiger Übersetzungen oder mithilfe von frei verfügbaren Onlineübersetzungstools. Die direkte Beauftragung von Freelancern ist ebenfalls gängig. 

Ein befähigender Ressourceneinsatz hingegen konzentriert sich auf unterstützende Aktivitäten. Dies betrifft zum Beispiel die Verwaltung von Terminologielisten und Styleguides sowie das Qualitäts- und Einkaufsmanagement. Über Rahmenverträge und Service-Level-Agreements (SLAs) werden dann in der Regel professionelle Sprachdienstleister beauftragt, die ein grösseres Lokalisierungsvolumen in kürzerer Zeit stemmen können. 

Noch weiter geht ein koordinierender Ressourceneinsatz. Hierbei werden zum einen die unterstützenden Aktivitäten proaktiv durchgeführt und zum anderen interne Führungsfunktionen in die Lokalisierungsaktivitäten eingebunden, damit das entsprechende interne Potenzial unternehmensweit realisiert werden kann. Strategische Partnerschaften mit einzelnen externen Lokalisierungspartnern sind ebenfalls üblich.

Prozessabwicklung

Im Rahmen einer Lokalisierung kommen unterschiedlichste Systeme, Personen und Prozesse zum Zug. Insbesondere die Anzahl der Medienbrüche und die Prozessvielfalt beeinflussen den Erfolg solcher Projekte. 

Bei manueller Prozessabwicklung erfolgen die Beauftragungen, Auslieferungen und Inrechnungstellungen von Übersetzungen in der Regel per E-Mail. Die Kommunikation ist in solchen Fällen sehr individuell oder bei grösseren Lokalisierungsprojekten zumindest teilweise vereinheitlicht. 

Bei standardisierter Prozessabwicklung greifen die betreffenden Mitarbeiter des jeweiligen Unternehmens auf vorkonfigurierte und zusätzlich gesicherte Portallösungen zu, über die sämtliche Quell- und Zieltexte sowie Rechnungen ausgetauscht werden können. 

Bei automatisierter Prozessabwicklung hingegen werden die Quellsysteme eines Unternehmens (zum Beispiel CMS, PIM, DAM und LMS bzw. Content-Management-System, Product-Information-Management-System, Digital-Asset-Management-System und Learning-Management-System) über Plug-ins oder Programmierschnittstellen an professionelle Übersetzungsmanagement-Systeme angebunden. Auf diese Weise lassen sich Lokalisierungsinhalte medienbruchfrei und firmenübergreifend jederzeit zuverlässig übermitteln. Darüber hinaus können Beschaffungsmanagement-Systeme für eine reibungslose Rechnungstellung eingebunden werden, und zwar über sogenannte Punch-out-Lösungen.

Qualitätssicherung

Bei seriösen Lokalisierungen steht hohe linguistische, fachliche und stilistische Qualität an oberster Stelle. Die Art der Qualitätssicherung spielt dabei eine wesentliche Rolle; sie definiert sich durch das Zusammenspiel der eingesetzten Ressourcen und sprachtechnologischen Tools. 

Die einstufige Qualitätssicherung orientiert sich primär an den Fähigkeiten einer einzelnen Person, die einen Text eigenständig übersetzt. Professionelle Übersetzer verwenden in der Regel bereits Tools für die computergestützte Übersetzung (kurz CAT-Tools – nach dem Englischen: Computer-Assisted Translations). 

Bei mehrstufiger Qualitätssicherung wirken mehrere Sprachspezialisten mit, organisiert über spezifische Workflows, was die Übersetzungsqualität zusätzlich steigert. Zur Koordination der Qualitätssteigerung werden professionelle Übersetzungsmanagement-Systeme sowie Glossar- und Satzdatenbanken genutzt. 

In die unternehmensspezifische Qualitätssicherung sind darüber hinaus unternehmensinterne Sprach- wie auch Fachspezialisten eingebunden. Dafür kommen spezifische Review-Tools zum Einsatz. Ausserdem stehen hierbei lokalisierungsspezifische Qualitätsüberprüfungen auf dem Programm.

Fehlerkultur

Lokalisierungen verlaufen nicht immer eindeutig fehlerfrei. Werden Sachverhalte falsch übersetzt, Referenzmaterialien nicht beachtet oder spezifische Lokalisierungsanweisungen nicht befolgt, können Fehler zwar häufig eindeutig als solche identifiziert werden. Doch bei stilistischen Abweichungen lassen sich die Dinge eher selten nach Schwarz-Weiss-Schemata beurteilen. Dies rückt die Art und Weise in den Blick, wie Übersetzungs- bzw. Lokalisierungsungereimtheiten identifiziert und gehandhabt werden. 

Eine rabattorientierte Fehlerkultur beschränkt sich im Grossen und Ganzen auf die Devise, mit Rabatten auf wie auch immer geartete Fehler oder Ungereimtheiten zu reagieren. Fehlerkategorisierungen und Optimierungsbestrebungen kommen dabei nicht zur Geltung. 

Von dieser Herangehensweise unterscheiden sich sowohl investitionsorientierte als auch innovationsorientierte Fehlerkulturen erheblich. Erstere sind insofern nachhaltiger, als Übersetzungsfehler hierbei aus unterschiedlichen Perspektiven analysiert sowie kategorisiert und Optimierungsmassnahmen einbezogen werden. Letztere suchen darüber hinaus sogar aktiv immer wieder nach neuen Diskrepanzen, um die Übersetzungen und Lokalisierungen bewusst und kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Fazit

Im Streben nach globaler Wettbewerbsfähigkeit ist professionelle Lokalisierungsarbeit für Unternehmen heutzutage unverzichtbar. Lokalisierungsreifegrad-Modelle helfen bei der Bewertung der aktuellen Lokalisierungsfähigkeiten und zeigen auf, wie die einschlägige Programmatik von Unternehmen verbessert und damit die Wettbewerbsfähigkeit gesteigert werden kann. Mit dem Reifegradmodell von 24translate lässt sich der Lokalisierungsreifegrad eines Unternehmens oder einer Unternehmenseinheit relativ schnell anhand der relevantesten Kriterien identifizieren.

Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen zur Anwendung von Lokalisierungsreifegrad-Modellen haben oder Unterstützung bei der Steigerung der Lokalisierungsreife Ihres Unternehmens benötigen.

 

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