Mit der Corona-Pandemie hat das Thema Weiterbildung für Unternehmen an Bedeutung gewonnen, grosse Lernplattformen erleben seit 2019 einen anhaltenden Boom. Coursera verzeichnete zwischen 2019 und 2020 einen Anstieg der Nutzer von 45 Millionen auf 76 Millionen und edX ist im gleichen Zeitraum um 10 Millionen Nutzer gewachsen. Auch für Unternehmen und Sprachdienstleister sind diese Weiterentwicklungen relevant: Laut dem Marktforschungsunternehmen Nimdzi beträgt der Wert der E-Learning-Branche 2021 rund 315 Milliarden USD und ist damit die fünftgrösste Branche, in welcher Linguisten tätig sind. Wir erläutern, welche Auswirkungen die neue Lernkultur auf Arbeitnehmende und Unternehmen hat. Zudem klären wir die Rolle von Lernplattformen und begründen, weshalb Lerninhalte mehrsprachig sein müssen. Zuletzt zeigen wir, auf was bei der Professionalisierung einer mehrsprachigen betrieblichen Weiterbildung zu achten ist.
Inhaltsverzeichnis:
» Die Entwicklung der heutigen Lernkultur
» Die Rolle von Lernplattformen / Learning Management Systems
» Warum mehrsprachige Lerninhalte wichtig sind
» Auf was bei der Evaluation eines LMS und der Erstellung von mehrsprachigen Lerninhalten zu achten ist
Bereits im Jahr 2011 stellten Douglas Thomas und John Seely Brown in ihrem Buch «A new culture of learning» die These auf, dass in einer Welt des ständigen Wandels die Halbwertszeit einer gelernten Fähigkeit lediglich 5 Jahre beträgt. Dies würde bedeuten, dass alles, was man vor 10 Jahren gelernt hat, heute veraltet ist – und die Hälfte von dem, was man vor 5 Jahren gelernt hat, heute irrelevant ist. In der Tat hat sich die Welt insbesondere in den letzten Jahren sowohl für Arbeitnehmende als auch Unternehmen stark verändert.
Während des Lockdowns in den letzten Jahren haben viele Arbeitnehmende die Zeit genutzt, um sich aus dem Homeoffice weiterzubilden und ihre Kompetenzen auszubauen. Durch die Etablierung von E-Learning-Plattformen wurde es ihnen möglich, Seminare und Vorträge zu diversen Themen standortunabhängig zu besuchen. Dadurch hat sich der Pool an Wissensanbietern vergrössert und eine neue Lernkultur etabliert: Wissen ist leichter zugänglich und viele Mitarbeitende fordern die Möglichkeit, sich bei ihren Arbeitgebern fortzubilden zu können.
Die Nachfrage nach Weiterbildung ist auch für Unternehmen ein Gewinn: So begegnet sie dem Fachkräftemangel durch Up- oder Reskilling. Auf diese Weise bilden Unternehmen bereits beschäftigte Mitarbeitende mit wenig Ressourcenaufwand für andere, freie Stellen aus oder optimieren deren Fähigkeiten für die aktuelle Tätigkeit. Auch der Workplace Learning Report 2022 von LinkedIn zeigt: 72 % der Aus- und Weiterbildungsprogramme in Unternehmen fokussieren sich auf das (digital) Up- und Reskilling von Mitarbeitenden. Damit Weiterbildungen unternehmensweit besser gemanagt werden können, haben sich professionelle Lernplattformen / Learning Management Systems (LMS) für Unternehmen entwickelt.
Bei einem LMS handelt es sich um ein System mit umfassenden Funktionen, welches Schulungsmaterialien bereitstellt, speichert und verwaltet sowie die Benutzeraktivitäten verfolgt. Ein LMS ermöglicht jedem Angestellten einer multikulturellen Belegschaft den effizienten Zugriff auf die gleichen Lernmöglichkeiten. Mitarbeitende können Lerninhalte jederzeit abrufen und über die Plattform schnell und einfach auf alle verfügbaren Lernmaterialien zugreifen. Es existieren sowohl open-source, lizenzierbare, cloudbasierte und proprietäre LMS-Lösungen. Bei Learning Content Management-Systemen (LCMS) sind zusätzliche Designfunktionen für die Erstellung von Lerninhalten verfügbar. Über den technischen Standard SCORM (Sharable Content Object Reference Model) können Lerninhalte zwischen unterschiedlichen LMS ausgetauscht werden.
Insbesondere für Unternehmen ermöglichen LMS bei korrekter Nutzung die nachfolgenden Mehrwerte:
Aufgrund des immer intensiveren Kampfes um Talente sowie des immer grösseren Fachkräftemangels stellen Unternehmen ihre Mitarbeitenden zunehmend weltweit ein. Dadurch werden Belegschaften zunehmend mehrsprachig und multikulturell. Um die Mitarbeitenden effizient schulen, einarbeiten und weiterbilden zu können, müssen die Lerninhalte insbesondere wegen der nachfolgenden Gründe in der Muttersprache der Mitarbeitenden oder der Zielgruppe zur Verfügung gestellt werden.
Verbesserte Lerneffizienz:
Lernen in der Muttersprache steigert das Interesse, die Beteiligung sowie die Effizienz. Dies führt dazu, dass Lerninhalte schneller und besser verstanden und verinnerlicht werden können.
Erhöhter Lernerfolg:
Muss der Mitarbeitende keine Energie dafür aufbringen, um neue Informationen im Kopf für sich zu übersetzen, kann er sich stärker auf deren Bedeutung konzentrieren. Dadurch werden Missverständnisse und Fehlinterpretationen reduziert.
Gesteigerte Mitarbeiterzufriedenheit:
Stehen Lerninhalte in sämtlichen Sprachen der Belegschaft zur Verfügung, haben alle Mitarbeitenden die gleichen Chancen und Möglichkeiten, sich fort- und weiterzubilden. Durch diese Chancengleichheit steigt auch die Mitarbeiterzufriedenheit.
Erhöhte Mitarbeitermotivation:
Decken die Sprachen der Lerninhalte sämtliche Kulturen der Belegschaft ab, so wird dies durch die Mitarbeitenden als verstärkte Wertschätzung und Anerkennung wahrgenommen. Dadurch wachsen Zusammengehörigkeitsgefühl und Mitarbeitermotivation.
Reduzierter Know-how-Verlust:
Durch die verbesserte Lerneffizienz, den höheren Lernerfolg und die grössere Mitarbeitermotivation steigen die Chancen, dass sich mehr Mitarbeitende aufgrund von Weiterbildungen für interne Vakanzen qualifizieren. Dadurch reduzieren sich Personalabgänge sowie der Verlust von Know-how.
Vergrösserte Zielgruppe:
Verwenden Unternehmen E-Learnings für die Neukundengewinnung oder Mitarbeiterrekrutierung, erreichen sie durch ein multilinguales Angebot eine grössere Zielgruppe.
Verstärkter Wissensaufbau:
Sämtliche obigen Vorteile führen dazu, dass mehrsprachige Aus- und Weiterbildungsprogramme von Unternehmen verstärkt genutzt werden. Damit wächst im Allgemeinen das unternehmensinterne Wissen.
Mittlerweile existiert eine Vielzahl von Lernplattformen mit jeweils unterschiedlichen Differenzierungsmerkmalen. Je nach Thema und Zielgruppe der Lerneinheiten bieten sich zudem verschiedene Arten von Medien für das E-Learning an – von Texten und Audiodateien bis hin zu Darstellungen in Virtual Reality (VR). Bei der Auswahl eines LMS sowie der Gestaltung von multilingualen Lerninhalten sind unter anderem die nachfolgenden Faktoren zu berücksichtigen:
Schon heute sind qualifizierte Arbeitskräfte ein rares Gut. Für Unternehmen werden qualitativ hochwertige, ansprechende und mehrsprachige E-Learning-Inhalte zu einer Möglichkeit, ihr Unternehmen zukunftssicher zu machen. Damit Lerninhalte global effizient erstellt, jederzeit bereitgestellt und verwaltet werden können, eignen sich professionelle Lernplattformen. Um die vielen multilingualen Herausforderungen erfolgreich meistern zu können, brauchen Unternehmen einen zuverlässigen Partner. Die Zusammenarbeit mit einem Sprachdienstleister, der in der Lage ist, mehrsprachige Lerninhalte in verschiedenen Formaten und für unterschiedliche Medien zu erstellen, wird ein entscheidender Faktor für die Einführung eines erfolgreichen E-Learning-Programms sein.